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Marker zur GFR-Feststellung

Was bedeutet GFR?

Die GFR (glomeruläre Filtrationsrate) ist der beste Weg, um die Nierenfunktion festzustellen. Die GFR dient zur Einteilung in verschiedene Stadien der Nierenerkrankung. Die Höhe der GFR verändert sich im Laufe der Zeit und ist absolut notwendig, um:

  • eine Nierenerkrankung zu erkennen
  • ihre Schwere zu verstehen
  • über Diagnose, Prognose und Behandlung zu entscheiden.

Wie wird die GFR gemessen?

Die glomeruläre Filtrationsrate (GFR) ist nicht direkt messbar. Die seit 1935 durchgeführte Inulin-Clearance gilt heute immer noch als Gold-Standard (genaueste Methode).

Der Begriff Clearance bezeichnet das Plasmavolumen, in welchem ein Marker während einer bestimmten Zeitdauer durch die Nieren filtriert wird. Ein idealer Marker sollte in konstanter Menge im Körper vorhanden sein und im Glomerulus frei filtriert werden. Der Marker sollte im Tubulus weder absorbiert noch sezerniert werden und auch keine extrarenale Elimination erfahren.

Deshalb lautet der Zusammenhang zwischen Clearance und GFR bei nicht idealen Markern wie bespielsweise Kreatinin: Clearance = GFR + tubuläre Sekretion. Die GFR kann nicht direkt gemessen werden, sonder muss als Clearance eines möglichst idealen Markers berechnet werden. 

Die derzeit besten Berechnungsmethoden sind die MDRD-Formel und die CKD-EPI-Formel, die in frühen Stadien genauer ist. Die Kreatinin-Clearance wird aufgrund von Sammelfehlern des 24-h-Urins als Test für eine reduzierte GFR nicht mehr empfohlen. Die Normwerte für Kreatinin im Serum sind von der Methode abhängig (z. B. 0.5–1.0 mg/dl für Frauen; 0.5–1.2 mg/dl für Männer).

Inulin

Der Gold-Standard für die Feststellung der Nierenfunktin ist die Durchführung einer Isotopen-Clearance. Inulin ist ein disperses Polymer der Fruktose. Heute wird wegen der besseren Löslichkeit synthetisches Polyfruktosan (Inutest r) verwendet. Inulin erfüllt fast ideal die Anforderungen, die an eine Substanz gestellt werden müssen, um die glomeruläre Filtrationsrate bestimmen zu können:

  • es bildet sich ein konstanter Plasmaspiegel
  • die Substanz wird glomerulär frei filtriert
  • die Substanz wird tubulär wird nicht resorbiert, sezerniert bzw. metabolisiert

Kreatininblinder Bereich

Dieser ist der Bereich der Nierenfunktion, in dem sich eine Verminderung der glomerulären Filtrationsrate (GFR) nicht durch einen deutlichen Anstieg des Serumkreatinins bemerkbar macht.

Daraus folgt, dass bei einer Verminderung der GFR der Kreatininspiegel zunächst nur wenig ansteigt. Der kreatininblinde Bereich entspricht etwa einer GFR von 50 bis 90 ml/min/1,73m2. Das Serumkreatinin wird erst pathologisch, wenn die Nierenfunktion bereits um mehr als 50 % vermindert ist. Deshalb ist Kreatinin als isolierter Marker für die Früherkennung einer Nierenerkrankung nicht gut geeignet.

Kreatin

Der Kreatininwert wird im Blut (Serum) des Patienten ermittelt und gehört zu den wichtigen Laborbestimmungen. Kreatinin ist ein Abbauprodukt von Kreatin und dient als Energiespeicher im Muskel. Der Kreatininspiegel im Blut ist daher auch abhängig von der Muskelmasse des Patienten. Kreatinin hat sich als Marker zwar durchgesetzt, ist jedoch wegen des kreatininblinden Bereiches nicht ideal. Kreatininblind bedeutet, dass die Nierenfunktion schon nachläßt, ohne dass sich Kreatinin verändert.

Frauen und Männer haben unterschiedliche Energiereserven im Muskel. Kreatinin wird nahezu vollständig über die Nierenkörperchen (Glomeruli) in den Harn abgepresst (filtriert). Bei eingeschränkter Nierenfunktion können die Glomeruli das Kreatinin nicht mehr ausreichend filtrieren, mit der Folge, dass es sich im Blut ansammelt.

In einer Untersuchung an 1.628 Patienten mit chronischer Nierenerkrankung überschätzte die Serumkreatininbestimmung die tatsächliche Nierenfunktion im Mittel um über 30 % (Ann Intern Med 1999). Die Beziehung zwischen Serumkreatinin und GFR ist nicht linear. Es gibt einen „Kreatinin-blinden Bereich“ Einzelne Patienten können sogar bei Serum Kreatininwerten von < 1,5 mg/dl eine stark eingeschränkte Nierenfunktion < 30 ml/min aufweisen.

Zur Bestimmung der eGFR mittels Kreatinin bei Erwachsenen

Cystatin C

Cystatin C ist ein kleines Protein (ein so genannter Protease Inhibitor), das komplett glomerulär filtriert, tubulär reabsorbiert und katabolisiert wird. Cystatin C wird in fast allen Zellen gebildet. Cystatin C steigt im Gegensatz zu Kreatinin bereits bei einer leichten Einschränkung der GFR an und wird daher als idealer Marker zur Schätzung der GFR eingesetzt. Die Bildungsrate ist stabil und unabhängig von Entzündungsprozessen (z. B. Akute-Phase-Reaktion), Lebererkrankungen, Muskelmasse, Ernährungsgewohnheiten und Alter.

Mittels Cystatin C lässt sich eine Abnahme der GFR bei noch normaler Nierenfunktion besser erkennen als mittels Serumkreatinin oder GFR-Formeln.

Cystatin C hat Vorteile

  • in der Früherkennung einer reduzierten Nierenfunktion
  • bei Diabetes mellitus
  • bei Älteren und Kindern bei Unter- und Übergewicht
  • zur Dosisberechnung toxischer Medikamente
  • zum Monitoring der Nierenfunktion in der Posttransplantationsphase
  • bei v.a. Störung der Kreatininmessung

Zur Bestimmung der eGFR mittels Cystatin C bei Erwachsenen

Weiterführende Informationen

Weitere Informationen für Nephrologen sind verfügbar unter: Frequently Asked Questions about GFR Estimates. New York: The National Kidney Foundation (NKF) 2011.